Der Recruiting-Bereich auf der Gamescom ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Messe. Spielerisch, aktiv und farbenfroh – mit Jobwalls, Gewinnspielen oder sogar der Möglichkeit für Bewerbungsfotos. Ein Ansatz, der die Besucher direkt anspricht und für Aufmerksamkeit sorgt.
Die Aussteller – vor allem Großunternehmen, staatliche Einrichtungen und Banken – zeigen sich mit der Resonanz zufrieden. Aber: Der klassische Mittelstand fehlt fast komplett. Was nach kreativen Auftritten aussieht, ist oft nur eine bunte Variante klassischer Karrieremessen. Digitale Prozesse? Fehlanzeige. Zwar gibt es an vielen Ständen Kurzbewerbungen, doch danach folgt wieder der traditionelle Ablauf mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen.
Viele Unternehmen erklärten, sie seien auf der Gamescom, um „digitalaffine Menschen“ zu erreichen. Das Bild vor Ort zeigt aber etwas anderes: Auf der Messe sind alle Altersgruppen und Berufszweige vertreten – vom Maler bis zum Ingenieur, vom Cosplayer bis zum Banker. Die Vorstellung, hier gezielt „die Digitalen“ zu finden, greift zu kurz.
Fazit
Auch der Mittelstand oder Branchen, die sonst nicht auf solchen Messen präsent sind, könnten von einem Auftritt profitieren – wenn sie den spielerischen Ansatz ernst nehmen. Authentizität bleibt entscheidend, aber sie darf gern mit einer modernen, auffälligen Inszenierung verbunden werden. Ein Messeauftritt sollte neugierig machen und niemals in Langeweile abgleiten.
Und: Bewerbungsprozesse gehören entschlackt. Wer auf einer Messe den Erstkontakt mit einem Unternehmen hatte, möchte im nächsten Schritt nicht ein ausführliches Motivationsschreiben verfassen müssen, nur um den formalen Vorgaben zu entsprechen. Solche Anschreiben erfordern Recherche und Zeit – beides ist an diesem frühen Punkt im Bewerbungsprozess fehl am Platz. Es geht nicht nur um Karriere, sondern oft um etwas viel Grundsätzlicheres: einen sicheren, guten Job bei einem Arbeitgeber, der passt.